BUND Ortsgruppe Heckengäu

Luchs-Vortrag am 29.11.

in der StadtBibliothek Heimsheim
Wildbiologe Hr. Sürth beim Vortrag in Heimsheim  (BUND Heckengäu)

Auf Einladung der StadtBibliothek Heimsheim und der BUND-Ortsgruppe Heckengäu war Freitagabend am 29.11. der Wildbiologe Peter Sürth zu Gast in der Zehntscheune.
Der Wildbiologe, der 23 Jahre schon über Luchse und auch über andere Wildtiere wie Wölfe und Bären forscht, informierte über deren Biologie, ihre ökologische Rolle und ihre Verhaltensweisen in Kulturlandschaften. Der erfahrene Wildtiermanager zeigte auf, wie mögliche Konflikte gelöst werden können, und dass ein Miteinander gelingen kann; so wie auch in anderen Teilen von Europa.
Einzelne Luchse werden immer wieder im Schwarzwald gesichtet. „Der Schwarzwald wäre für die europäische Luchspopulation sehr wichtig“, erklärt Wildtierexperte Peter Sürth. „Die beiden angrenzenden Luchspopulationen in der Schweiz und die paar Luchse in den Vogesen stellen eine Art Inselpopulation dar, die insgesamt viel mehr zusammenhängenden Lebensraum benötigt, um langfristig zu einer stabilen Population heranwachsen zu können sowie den genetischen Austauch ermöglicht. “Der Luchs brauche quer durch die Alpen und durch Deutschland ein verbindendes Netzwerk, um Inzucht zu vermeiden und langfristig auch eigenständig überleben zu können.
Der europäische Luchs ist etwa so groß wie ein Schäferhund, aber viel leichter. Er kann in freier Wildbahn ca.15 Jahre alt werden. Der Luchs jagt am liebsten Rehwild und kleinere Säugetiere.
Seit etwa 30 Jahren gibt es Diskussionen darüber, ob Luchse im Schwarzwald wieder angesiedelt werden sollen. Der Wildtierpädagoge wünscht sich auf politischer Seite den Mut, das Thema konsequent anzupacken. „Eine natürliche selbständige Rückkehr einer Luchspopulation in den Schwarzwald in den nächsten zehn bis 20 Jahren ist eher unwahrscheinlich“ meint Sürth. „Einzelne Luchse ja, eine stabile Population nein. Alle Luchspopulationen in und um Deutschland herum basieren auf Ansiedlungsprojekten der letzten vier bis fünf Jahrzehnte. Trotzdem sprechen wir von nur maximal 100 Luchsen in ganz Deutschland. Das hat nichts damit zu tun, dass der Lebensraum für den Luchs ungeeignet ist, sondern dass die Sterblichkeitsrate zu hoch ist. Der Luchs ist streng geschützt, trotzdem ist die Umweltkriminalität ein großes Problem“. Erst im September wurde ein Jäger aus dem Bayrischen Wald verurteilt und musste seinen Jagdschein abgeben.
Der Referent hat Wildtiermanagement studiert. Hierbei geht es um die Frage, wie Mensch und Tier nebeneinander friedlich existieren können. Der Kern seiner Botschaft ist: Für Menschen sind Wölfe und Luchse ungefährlich. Angriffe seien theoretisch möglich, aber so dermaßen selten, dass sie im Bezug zu den alltäglichen Lebensrisiken nicht ins Gewicht fallen.
Wozu brauchen wir Luchse oder Wölfe? Die Grundsatzfrage „stellt sich nicht, die Wölfe kommen so oder so“, führte Peter Sürth aus. Der Mensch habe kein Recht, gleich welchem Tier ein Leben in der Natur zu verweigern. Diese Meinung teilen drei von vier Deutschen mit ihm. Ohnehin hält der Wolfsexperte die Rückkehr der Tiere nur für eine organisatorische Frage. Die Tierhaltung im Freiland sei ein Problem, das ganze Konzept muss geändert werden. Was vor allem für die Schäfer eine aufwändige Umstellung bedeutet. Weshalb für diese eine fachliche und finanzielle Unterstützung zwingend erforderlich ist.
Wir sollten das Wiederkehren von Wolf und Luchs pragmatisch angehen und mit ihnen leben lernen - wie es in anderen europäischen Ländern, auch ganz in der Nähe von Deutschland, schon immer normaler Alltag ist. Damit bezieht sich Peter Sürth auf seine jahrzehntelangen Erfahrungen als Wildtiermanager unter anderem in Rumänien.
Dorthin bietet der Biologe auch Exkursionen zu Wölfen, Bären und Luchsen an. Nähere Informationen sind im Internet unter: wordpress.derwegderwoelfe.de zu finden.

Am Ende des Vortrages stand Peter Sürth den zahlreichen Fragenden noch ausgiebig zur Verfügung, außerdem hatte er Gipsabdrücke von Wildtierspuren, Halsbänder mit Peilsendern, Wildtierkameras und weitere Infomaterialien zur Veranschaulichung ausgestellt. Eine Auswahl von Informationsbroschüren und anderen Medien stehen in der Stadtbibliothek zur Einsicht und Ausleihe bereit.